(von links) Beigeordneter Dirk Hansen, Verbandsbürgermeister Johannes Bell, Beigeordneter Udo Rindsfüßer, Dieter Burgard, Beauftragter für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen der Ministerpräsidentin, Landrätin Cornelia Weigand, Avadislav Avadiev, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Bürgermeister Walter Schneider, Beigeordnete Simone Schneider, Saxophonistin Carolin Hild und Dr. Gerhard Wagner. (Foto: E.T. Müller)Die Gedenktafel für die jüdischen Opfer der NS-Zeit in Burgbrohl ist enthüllt: (von links) Beigeordneter Dirk Hansen, Verbandsbürgermeister Johannes Bell, Beigeordneter Udo Rindsfüßer, Dieter Burgard, Beauftragter für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen der Ministerpräsidentin, Landrätin Cornelia Weigand, Avadislav Avadiev, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Bürgermeister Walter Schneider, Beigeordnete Simone Schneider, Saxophonistin Carolin Hild und Dr. Gerhard Wagner. (Foto: E.T. Müller)Burg­brohl. Mit einer be­we­gen­den Feier wurde am Sonn­tag auf dem Jo­sefs­platz in Burg­brohl eine Ba­salt­s­te­le ent­hüllt, die als un­über­seh­ba­ren Blick­fang eine Bron­ze­ta­fel trägt. Dar­auf ste­hen die Namen von 22 Burg­broh­ler Bür­gern jü­di­schen Glau­bens, die vor 80 Jah­ren von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten de­por­tiert und er­mor­det wur­den. Doch die Fest­red­ner stell­ten auch ak­tu­el­le Be­zü­ge her.

Gleich meh­re­re Red­ner rich­te­ten wäh­rend des Fest­ak­tes – auf den Tag genau 77 Jahre nach dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges – ihren Blick nicht nur zu­rück in die NS-Zeit, son­dern auch in die ost­eu­ro­päi­sche Ge­gen­wart. Denn mehr­fach war eine Frage zu hören: „Wer hätte das noch vor we­ni­gen Mo­na­ten für mög­lich ge­hal­ten?“

In der Tat war es noch vor Kur­zem kaum denk­bar, dass der Schre­cken von da­mals mit dem Ukrai­ne-Krieg nach Eu­ro­pa zu­rück­kehrt. Dabei soll ein Denk­mal wie das vom Jo­sefs­platz an Ge­sche­he­nes er­in­nern, um es für die Zu­kunft aus­zu­schlie­ßen. „Denn wer die Ge­schich­te nicht kennt, wie­der­holt ihre Feh­ler“, sagte Land­rä­tin Cor­ne­lia Wei­gand. Das Broh­l­tal be­rei­che­re in vor­bild­li­cher Weise die Er­in­ne­rung an jü­di­sche Men­schen und ihre Kul­tur im Kreis Ahr­wei­ler. In die­sem Zu­sam­men­hang er­wähn­te die Land­rä­tin die Er­in­ne­rungs- und Be­geg­nungs­stät­te Ehe­ma­li­ge Syn­ago­ge in Nie­der­zis­sen, deren 10-jäh­ri­ges Be­stehen auch an die­sem Tag ge­fei­ert wurde.

Enthüllung des Denkmals

„Wir sind ge­hal­ten, un­se­re Er­in­ne­run­gen an die junge Ge­ne­ra­ti­on wei­ter­zu­ge­ben“, sagte Orts­bür­ger­meis­ter Wal­ter Schnei­der. Auch er zeig­te sich fas­sungs­los, „dass wir noch ein­mal mit­ten in Eu­ro­pa sol­che Zei­ten er­le­ben, die den Men­schen Leid durch Krieg und Ter­ror brin­gen“.

Von einer Schan­de, dass so etwas heute noch mög­lich ist, sprach Jo­han­nes Bell, Bür­ger­meis­ter der VG Broh­l­tal, an­ge­sichts des Ukrai­ne-Kriegs. Die Mensch­heit lerne ganz of­fen­sicht­lich nichts dazu. Dabei blick­te Bell zu­rück auf die Wah­len in Frank­reich, bei der die rechts­na­tio­na­le Kan­di­da­tin zwei Wo­chen zuvor mehr als 40 Pro­zent der Stim­men er­hal­ten hatte. Und bei der jüngs­ten Bun­des­tags­wahl hat die AfD im Broh­l­tal auch rund 10 Pro­zent der Stim­men be­kom­men.

Enthüllung des DenkmalsFoto: E.T. Müller

Als ein Zei­chen gegen das Ver­ges­sen be­zeich­ne­te Die­ter Burg­ard, der bis­he­ri­ge Be­auf­trag­te der Mi­nis­ter­prä­si­den­tin für jü­di­sches Leben und An­ti­se­mi­tis­mus­fra­gen, das Denk­mal. „Seien wir wehr­haft für eine Ge­sell­schaft mit Re­spekt für alle. Denn auch in Deutsch­land wer­den seit Halle wie­der Kof­fer ge­packt“, sagte er und zi­tier­te ei­ni­ge Zei­len aus einem Lied von Udo Lin­den­berg: „Wozu sind Krie­ge da?“

„Wir kön­nen die Ge­schich­te nicht um­schrei­ben. Aber wir kön­nen für kom­men­de Ge­ne­ra­tio­nen ein Zei­chen set­zen, dass wir die Ge­schich­te nicht ver­ges­sen haben“, sagte Ava­dis­lav Ava­diev, der Vor­sit­zen­de des Lan­des­ver­ban­des der jü­di­schen Ge­mein­den Rhein­land-Pfalz und der jü­di­schen Ge­mein­de Ko­blenz.

Enthüllung des DenkmalsFoto: E.T. Müller

Alle zu­sam­men be­dank­ten sich bei Dr. Ger­hard Wag­ner, dem Ide­en­ge­ber für die Ge­denk­ste­le. Durch die Bü­cher „Burg, Bach, Tal“ von Kurt Degen aus Burg­brohl sowie „Ein lan­ger Weg“ aus der Feder der Nie­der­zis­se­ner Au­to­rin­nen Brun­hil­de Stür­mer und Bri­git­te De­cker sei sein In­ter­es­se für die The­ma­tik ent­stan­den, be­rich­te­te der Arzt im Ru­he­stand. „Fi­nan­ziert wur­den Bron­ze­plat­te und Stele durch die Spen­den mei­ner Freun­de an­läss­lich mei­nes run­den Ge­burts­tags.“ Wei­te­re nam­haf­te Be­trä­ge seien von der Kreis­spar­kas­se und der Volks­bank sowie vom Land über Die­ter Burg­ard bei­ge­steu­ert wor­den.

Gäste bei der Enthüllung der Gedenktafel.Foto: E.T. Müller

Die Stele wurde von der Stein­bild­haue­rei Net­zer Mühle ge­stal­tet und auf­ge­stellt, wäh­rend die Bron­ze­ta­fel in der Kunst­schmie­de Maria Laach ent­stan­den ist. „Es soll uns viel be­deu­ten, einen Ort ge­schaf­fen zu haben, an dem wir un­se­rer ehe­ma­li­gen jü­di­schen Mit­bür­ger von Burg­brohl ge­den­ken und ihnen Ehre er­wei­sen kön­nen“, so Dr. Ger­hard Wag­ner.

GruppenbildFoto: E.T. Müller

Um­rahmt wurde die Fei­er­stun­de von Sa­xo­fo­nis­tin Ca­ro­lin Hild. Für den Schluss hatte sie sich ein be­son­ders emo­tio­na­les Stück aus­ge­sucht und ei­gens für die­sen An­lass ein­ge­übt: Die Film­me­lo­die aus „Schind­lers Liste",

Nach der Enthüllung der Gedenktafel.Foto: E.T. Müller

Text: Hans-Willi Kempenich / Rhein-Zeitung
Fotos: Eberhard Thomas Müller